Über Freundlichkeit und Freundschaft

Übereinstimmung der Gedanken:

In den verschiedenen Altersstufen des Lebens begegnen wir vielen unterschiedlichen Menschen und es gibt immer wieder neue Konstellationen.

Viele Begegnungen sind von kurzer Dauer, manche Beziehungen bleiben jedoch lange Jahre. Die Gruppierungen im Leben finden hauptsächlich entsprechend der Übereinstimmung der Gedanken statt. Ein Geschäftsmann trifft andere Geschäftsleute, Trinker treffen sich in der Bar. Ganz ähnlich kommen Politiker, Diebe oder religiöse Menschen zusammen. Wo Gedanken sich treffen, begegnen sich Menschen.

Doch selbst wenn Personen dicht zusammenleben wie in einem Haushalt, unterscheiden sich die Gedankenwelten erheblich. So sind die Gedanken der Kinder anders als die der Eltern, jene des Hausherrn anders als die der Hausfrau, und die Großeltern leben nochmals in einer anderen Welt. Eine Gruppe von Menschen bleibt Jahre zusammen, wenn sie vom selben Gedanken zusammengehalten werden.

Gehen die Gedanken auseinander, so gehen die Mitglieder der Gruppe auseinander, um sich in einer anderen Gruppe ausdrücken zu können, wo es eine Übereinstimmung der Gedanken gibt.

Freundschaft ist eine Situation, in der sich Gedanken in einem tieferen Sinn begegnen.

Dies bedeutet nicht, dass alle Gedanken zwischen zwei Freunden gleich sind, doch es gibt ein paar Gedanken, die beide tief in ihrem Wesen zusammenhalten. In Bereichen, in denen sie gedanklich verschieden sind, kommen sie überein, sich entsprechend einzustellen und anzupassen.

Die tieferen Gedanken, die Menschen zusammenbinden, werden die Gedanken der Liebe oder der Zusammengehörigkeit genannt.

Erwartungen:
Häufig beruhen Freundschaften auf der Grundlage von Erwartungen.

Jemand ist für uns ein Freund, solange er mit unseren Ansichten und unsere Art zu leben übereinstimmt. Werden gewisse Erwartungen nicht erfüllt, dann wird der Freund zu einem Feind. Wir haben ein Bild von der anderen Person, das oft nicht der Wirklichkeit entspricht, da unser Verstehen des Anderen niemals vollständig sein kann.

Unsere Freundlichkeit zielt dann nur auf das Bild; wenn die Person nicht mit diesem Bild übereinstimmt, dann sind wir nicht länger freundlich.

Wir sollten die Art von Freundlichkeit entwickeln, dass wir die Werte eines anderen respektieren.

Auch wenn er nicht so lebt, wie wir es für richtig halten. Wir können ihn über unsere Werte informieren, ohne ihm unsere Ansichten aufzuzwingen. So respektieren wir die andere Seele als Freund, die ihre eigenen Erfahrungen in Freiheit machen möchte. Besonders von Eltern verlangt diese Freundlichkeit den Kindern gegenüber Geduld, Autorität hingegen wirkt nicht.

In Freundlichkeit leben:
Wo es Freundlichkeit gibt, da gibt es auch Zusammenarbeit.

So werden Dinge schneller und in besserer Weise erledigt. Wenn wir jedoch jemanden zu etwas zwingen wollen, entsteht auf der anderen Seite Widerstand. Je mehr wir unsere Autorität betonen, umso entschiedener lehnt der andere uns ab. Er arbeitet dann still hinter unserem Rücken, da die Seele grundsätzlich die Freiheit liebt und in Freundlichkeit leben möchte.

Man mag mit dem Verhalten eines anderen übereinstimmen oder auch nicht, aber man kann dennoch mit dem Einen im Inneren des anderen übereinstimmen.

Der Innewohnende in jedem Wesen ist derselbe, nur die Verhaltensweisen sind viele. Wir können freundlich den Innewohnenden annehmen, auch wenn wir mit dem Verhalten eines Menschen nicht übereinstimmen. So können wir freundlich sein, egal wie der andere sich uns gegenüber verhält.

Wenn wir innerlich freundlich sind, drückt sich auch durch unser Äußeres Freundlichkeit aus.

Wir denken vielleicht, wir könnten Freundschaft machen, doch sie ist nicht etwas, das wir besitzen und weitergeben könnten. Wir können in Freundschaft leben, und dann übermittelt sich die Freundschaft durch uns.

Wenn wir versuchen, ein freundliches Gesicht zu zeigen und innerlich nicht freundlich sind, heucheln wir nur etwas vor. Menschen, die äußerlich sehr freundlich tun, innen aber schlechte Motive haben, töten ständig ihren Mentalkörper ab und das Denken wird krank – eine Krankheit, die nur sehr schwer zu heilen ist.

Wir sollten auch nicht die Unwahrheit sagen, um jemandem zu gefallen und freundlich zu erscheinen.

Lob und Schmeichelei berührt nicht wirklich die Seele, höchstens die Persönlichkeit. Nur die Wahrheit berührt die Seele. Daher heißt es: „Sprich die Wahrheit und sprich freundlich.“ Es kann bittere Wahrheiten geben, aber wir sollten versuchen Worte zu finden, um sie angenehm zu umkleiden und die Menschen nicht zu verletzen.

Auch der Mensch, den wir nicht mögen, ist eine Seele.

Ein Feind im Äußeren ist eine Widerspiegelung des Feindes im Innern. „Hast du Feinde?“ sagte Meister CVV, „dann hüte dich vor dir selbst!

Du erkennst in deinem Wesen, wer die Personen sind, die du nicht magst. Erstelle eine Liste von ihnen und den Situationen, die du nicht magst. Dann meditiere über diese Situationen und Personen als ICH BIN.“

Dies ist ein direkter Weg, um die eigenen Begrenzungen zu überschreiten. Freundlichkeit ist das Gegenmittel zu Bosheit und Hass.

Möge Freundlichkeit unsere Lebensqualität sein, gleich ob andere zu uns freundlich sind oder nicht.

Verwendete Quellen:
K.P. Kumar: Mithila / Okkulte Meditation / div. Seminarnotizen.