Über die Freiheit

Von den Fesseln befreien.

Unserem inneren Wesen nach, als Seelen, sind wir freiheitsliebend! Bewusst oder unbewusst streben wir danach, frei zu sein und leiden daran, dass sich unser Bewusstsein verdichtet und den freien Fluss des Lebens verloren hat. Unsere Lebenskonzepte begrenzen uns und haben sich kristallisiert. Wir glauben, dass dieser kristallisierte Zustand das Leben ist; wir stecken so fest darin, dass wir fast ersticken. Von einem höheren Standpunkt aus werden wir auch die Gefangenen des Planeten genannt, deren Bewusstsein wie in einem Zustand des Todes in der Materie begraben ist.

Wenn wir nicht wissen, wie wir uns auf rechte Weise von den Bindungen befreien und entsprechend handeln, bleiben wir in der Materie gefangen.

Mit Hilfe unseres freien Willens haben wir Wirkungen erschaffen. Mit unserem freien Willen müssen wir uns auch wieder von den Konsequenzen befreien. Keiner wird uns helfen außer unser freier Wille. Die Lehren und die Lehrerin oder der Lehrer geben uns dabei Führung und Inspirationen, doch kein Wunder von Erlösung wird uns von unserem Karma befreien. Aussagen wie, dass Jesus unsere Sünden fortwäscht, sind Geschäftemacherei. Jesus kam, um noch einmal das Gesetz zu zeigen und wie ein König zu leben, und jeder sollte dies tun.

Die Menschen sammeln blind Karma an; später sind sie voller Beschwerden und beklagen sich.

Doch solche Klagen intensivieren nur die laufenden Auswirkungen, sie ändern das Gesetz nicht. Karma ist die göttliche Handlung, so wie sie in der Schöpfung geschieht. Mit der Hilfe des freien Willens können wir uns dem Gesetz unterstellen oder uns davon entfernen. Freier Wille bedeutet nicht, dass wir tun können, was wir wollen. Wenn wir die Dinge tun, wie wir sie mögen, dann sollten wir auch die Konsequenzen so ertragen, wie sie zu uns kommen. Die beste Handlung ist, dass wir dem göttlichen Willen erlauben, durch uns zu wirken, indem wir unseren Willen auf ihn einstimmen. In diesem Prozess müssen wir geduldig und beständig die Konsequenzen bereinigen, die sich bereits angesammelt haben. Die Hierarchie empfiehlt dazu dringend: „Lernt, wie ihr denken sollt!“

Gebet und Meditation können uns den rechten Geist zur rechten Handlung geben.

Sie neutralisieren jedoch nicht die falschen Handlungen von gestern. Sie können uns aber die Stärke verleihen, die Konsequenzen zu tragen, ohne uns innerlich dagegen aufzulehnen, und durch Dienst vorhandene Schulden abzuarbeiten.

Falsches Verständnis von Freiheit

Heute wird Freiheit und freier Wille viel mehr falsch als richtig verstanden.

Wir schlafen, wie wir wollen, wir essen, trinken, sprechen, bewegen uns und paaren uns, wie wir wollen und betrachten dies als Freiheit. Doch rauchen, Alkohol trinken, essen, was uns nicht gut tut – all das geschieht nicht aus Freiheit, sondern weil wir nicht wissen, wie wir den Körper benutzen sollen und die Sinne mächtiger sind als wir selbst. Wenn wir wüssten, dass wir unter dem Körper und den Sinnen leiden und dadurch festgebunden sind, würden wir nach einer besseren Freiheit Ausschau halten. Viele Menschen suchen heute im Spirituellen nach Befreiung und Selbstverwirklichung, als hätte ihnen jemand ihre Freiheit gestohlen. Niemand hat sie jedoch weggenommen. Wir werden durch mangelndes Wissen und ein falsches Verständnis von Freiheit im Griff des Körpers festgehalten.

In Freiheit leben

Im östlichen Verständnis der Weisheit gilt die Freiheit der Seele als überaus wichtig.

Politische und anderen Freiheiten sind in ihrer Bedeutung sekundär. Wenn wir als Seele einmal frei sind, dann bindet uns nichts mehr– weder die finanziellen Verhältnisse noch die Familie oder die Gesellschaft.

Die Meister der Weisheit sind Beispiele dafür, dass man frei leben kann, während man von der Welt umgeben ist.

Sie nehmen die Dinge einfach so an, wie sie gegeben werden. Sie leben im Sein, ohne nach etwas zu verlangen. So handeln sie, ohne von den Wirkungen ihres Handelns gebunden zu werden. Ein Eingeweihter lebt dadurch in Freiheit, dass er nichts um sich herum ansammelt, er ist frei von dem Trieb, sammeln zu müssen. Gleich was uns umgibt, wir sollten nicht danach greifen oder es in Besitz nehmen, da es uns sonst bindet. In Freiheit zusammen zu leben, ohne gegenseitiges Besitznehmen, das nennt man wahre Freundschaft.

Je mehr wir empfangen, desto mehr werden wir gebunden, denn wir werden dadurch begrenzt, dass wir empfangen.

Gedanken sind Formen und Hüllen, mit denen wir uns identifizieren können. Ein Idealist wird durch seine eigenen Ideale gebunden, gelehrte Menschen bleiben oft in ihren eigenen Gedanken stecken. Wenn wir uns regelmäßig hinsetzen und die Bilder und Gedanken beobachten, werden wir allmählich von ihnen befreit. Über die Gedanken hinauszugelangen ist so, als würden wir in den reinen, klaren, blauen Himmel ohne Wolken aufsteigen. Wir können uns selbst erfahren als reines, pulsierendes Bewusstsein, das wie ein Vogel im klaren blauen Himmel fliegt. Mit der Zeit können wir der klare, reine Hintergrund bleiben, auch wenn wir wieder in die Gedanken, die Sinne und die Objektivität herabsteigen. Wenn wir den Einen in allem sehen, können wir auf allen Ebenen frei leben, ohne uns darin zu verwickeln.

Verwendete Quellen:
K.P. Kumar: Mithila / div. Seminarnotizen